Delphin

Zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 04. März 2015

Im Folgenden der Baubericht der in der Vereinszeitung des www.sonar-ev.de abgedruckt wurde.

Baubericht: Delphin in 1:10

In der Letzten Sonar habe ich erfahren, daß ich einen Bericht für diese Ausgabe über meinen Delphin schreiben soll. Ist ja kein Problem, nur ist mein Delphin noch gar nicht fertig. Denn meine Meisterschule nimmt mich ganz schön in Beschlag, meine Freundin will ja auch manchmal was von mir. Ich tue es ja auch gern und halte ihr immer die Türe auf, wenn sie die Sprudelkästen hoch schleppt. Aber jetzt mal zum Modell.

 

Für den U-Bootbau habe ich mich schon lange interessiert. Ein kleines Forschungs U-Boot habe ich mir auch schon einmal zusammengestrickt. Das Forschungs U-Boot fährt mit um 180° drehbaren Motorgondeln, funktioniert alles super, nur hat das Modell ein Problem: es schwimmt und geht nicht unter oder es geht unter und taucht nicht mehr auf. Also, ins Regal damit und warten bis man mal wieder Lust hat daran weiter zu tüfteln.

Irgendwann habe ich dann von dem Delphin, von Norbert Brüggen, gelesen und mein Interesse war geweckt. Auf der Intermodellbau habe ich dann das Modell begutachtet und es für mich als zu klein empfunden, da ich abweichend vom Original, mit Tank tauchen wollte und die Fummelei wollte ich mir nicht geben. Da gab es dann den Bericht von Stefan über die Sushi, in dem auch erwähnt wurde, daß der Rumpf eigentlich für einen Delphin in 1:10 gedacht war. Bingo, das ist mein Rumpf. Also, mit Stefan telefoniert und dann irgendwann einen Rumpf vom Postboten in Empfang genommen. Auf dem Paket war der Aufkleber "zerbrechlich" völlig unnötig, denn wie Stefan sagte, sei der Rumpf druckfest bis 200m. Auf gut deutsch, er ist stabil, verdammt stabil. In einer anderen Materialstärke könnte man sicherlich 1Kg mehr an Interieur einbauen, aber so, abgesehen von den Anbauten, passiert auch nichts, wenn mal jemand ganz zufällig auf das Boot tritt.

Nach der Bestellung des Rumpfes, habe ich schon einmal angefangen zu Recherchieren. Die Suche nach Bildern, Zeichnungen und Skizzen begann. Bis auf drei Bilder aus Büchern und zwei Skizzen gibt es wohl leider nichts mehr. Auch andere Modellbauer haben das gleiche Problem. Also, was bleibt dem Modellbauer übrig? Improvisieren. Bilder und Skizzen mit Abmessungen vergleichen und anfangen mit dem Selberzeichnen. Nach dem die Zeichnungen mit allen vorhandenen Bildern übereinstimmten, ging es in den Keller. Zwei Millimeter Messingblech aus dem Regal nehmen und anreißen. Mit der Laubsäge aussägen. Auf der Fräsmaschine eben und winklig fräsen. Scharniere anbauen und schon sind die Seiten und Tiefenruder fertig.

Auf den Bau der Scharniere will ich hier mal genauer eingehen. Die Scharniere sehen so ähnlich aus wie ein Klavierband. Also habe ich ein 3mm Messingrohr genommen welches eine lichte Weite von 1,6mm hat, dazu passend einen 1,5mm Edelstahldraht als Achse.

Nun 5mm lange Rohrstücke winklig ablängen und dann noch in einem Abstand von 5mm stirnseitig auf die Ruderblätter löten ohne, daß die schon angelöteten abfallen und die Achse nachher leicht hinein paßt ist fast unmöglich, also mache ich es anders. Ich habe das Rohr über das ganze Ruderblatt, stirnseitig aufgelötet und anschließend die 5mm Abstände angerissen und die Zwischenräume ausgesägt und gefeilt. Das gleiche am Ruderträger noch mal, nur daß hier das letzte Rohrstück am Ende plan verschlossen und in das erste Röhrchen ein M2 Gewinde geschnitten wird. Dieses nimmt später eine M2 Stiftschraube auf, damit die Ruderachse nicht herausfallen kann. Die Achse liegt nur in dem Scharnier und ist nicht weiter befestigt. Ist doch gar nicht so schwer, hat nur einen haken, noch drei solcher Scharnierpaarungen muß ich machen. Das erfordert Ausdauer, aber Modellbauer haben die ja im Überfluß.

Nun kam der Antrieb dran. Im Keller suchen, was sich als Antriebsmotor anbietet. Gefunden habe ich einen Star-Max48 von Bühler. Ich hoffe, daß er mit dem Modell fertig wird und sich nicht so quält. Danach den Rumpf vermessen und wieder Zeichnen. Nun mit passendem Material an die Drehbank und die Antriebseinheit gedreht. Mit zwei Kugellagern und vier Simmerringen ausgestattet läuft der Motor mit der Welle im Leerlauf bei 200mA, unter Last, mit einem 52 Dreiblatt vom Propshop, in der Wanne mit 800mA, bei 14,4V. Antrieb mit den Rudereinheiten in das Heckteil des Rumpfes einkleben und schon ist wieder ein Baufortschritt zu sehen.

Jetzt kommt der von Norbert Brüggen georderte Bajonetverschlußring dran. Beide Rumpfhälften dem Ring anpassen, 5-Minuten Epoxyd auf die Ringe und ab in den Rumpf damit, fertig. Ha, beim nachfolgendem Dichtheitstest über Nacht kam heraus, daß man genug Epoxyd auf die Ringe machen sollte, damit man alle Unebenheiten im Rumpf ausgleichen kann. Nach der Nachklebung des Ringes ist die ursprüngliche Druckfestigkeit wieder hergestellt. Das war ja alles recht einfach, bis jetzt. Beim Einkleben eines Bajonettaussenringes sollte man immer denn Innenring mit einsetzten, Kleber hat verdammt viel Kraft und kann den dünnen Aussenring beim Abbinden schon mal verdrücken, wenn er keinen Gegenhalt hat, nachher klemmt das Bajonett und man muß den Rumpf dann immer über die Tischkante knicken um ihn zu öffnen, nicht schön sowas.

Jetzt war die Ruderanlenkung an der Reihe. Aus dem vorhandenen Bildmaterial ist nicht zu sehen, wie die Ruderanlenkung im Original ausgeführt war. Also, dann Papier und Bleistift zur Hand und skizzieren, wie so etwas damals ausgesehen haben könnte. Nach vielen Blättern Papier und einigen Gesprächen mit Vereinskammeraden, hatte ich dann die Form für die Ruderanlenkungen, jedenfalls hatte ich eine Form mit der ich einverstanden war und wie es ausgesehen haben könnte. Jetzt nur noch sauber Zeichnen mit Bemaßung. Ab in den Keller, 2mm Messingblech nach der Zeichnung angerissen, gebohrt und ausgesägt. Das Ergebnis war so berauschend, daß die Anlenkungen ohne Umschweife in den Messingschrott wanderten. Die Nacharbeit an diesen wäre mehr Aufwand gewesen als neue anzufertigen. Neue habe ich dann auch gleich mit allen Bohrungen aus dem Messingblech Drahterodiert. Jetzt konnten sie auf die schon vorbereiteten Wellen aufgepresst und verlötet werden. Diese Wellen mit je zwei Simmerringen in die Lagerungen, die schon gedreht und eingeklebt waren, eingesetzt und Innen einen Stellring, mit dahinterliegendem Kegelzahnrad für die Servoanlenkung, aufmontiert.

Der Übergang von diesem Hebelarm auf die Anlenkungsstangen erfolgt mittels einer M2er Schraube die ich mit Hilfe einer Gewindehülse aus 3mm Edelstahl zu einer Ansatzschraube gemacht habe. Hört sich einfach an, ist es aber nicht! In den 3mm Edelstahlrundstab mußte ein Gewinde M2 eingeschnitten werden, was auch ganz spaßig ist. Das ganze muß dann nur noch eben und winklig auf 2,2mm Länge abgestochen und mit einer Unterlegscheibe auf die Schraube gedreht werden. Jetzt kommen noch die Anlenkungsstangen an die Reihe. Diese sind aus 2mm Edelstahl Fahrradspeichen auf Länge geschnitten und dann an beiden Enden mit einem M2er Gewinde versehen. Damit schraube ich sie in die Anlenkungsköpfe, die auch eine Schau sind. Fräsen, Gewinde bohren, Kernloch bohren, Halbkugel drehen, Kegeldrehen und Gewinde schneiden alles an einem Messingrundmaterial von Durchmesser 6mm und einer Länge von 12mm.

Jetzt war ich mit dem Heckteil bis auf die Servos, die schon in ihrer Halterung sitzen und nur noch in den Rumpf eingesetzt werden müssen, fertig.

Jetzt habe ich mich zur Abwechslung mit dem Tauchtank beschäftigt. Er ist aus einem Druckluftzylinder entstanden. Diesen Zylinder habe ich ausgeschlachtet und nur den Kolben und das Zylinderrohr verwendet. Das Zylinderrohr wurde mit Deckeln aus Plexiglas verschlossen. Der Kolben hat eine Kolbenstange aus einer Messing Gewindestange M10 erhalten. Angetrieben wird das ganze von einem Getriebemotor, den ich auf der Intermodellbau erstanden habe und jetzt auf dem Zylinder montiert ist. Abgedrückt ist der Tank mit 5,5bar, mit Motor schafft der Tank knapp 4,5bar. Ich hoffe das reicht! Man weis ja nie wozu man eine kleine Reserve braucht.

Noch ein kleiner Tipp: Plexiglas ist ein super Werkstoff, er läßt sich gut bearbeiten und noch besser Polieren. Plexi hat nur einen Haken, nämlich: Plexi nimmt Wasser auf, nicht wie trocken Obst, aber über längere Zeit fängt es an zu Quellen. Grade über den Winter, wenn man es als Bestandteil von Tanks oder ähnlichem verwendet hat, sollte man drauf achten, daß es trocken ist.

Jetzt noch kurz was zu dem kleinen Aufbau auf meinem Delphin: den habe ich auch wieder konstruiert und gezeichnet. Danach aus geschäumtem Plexiglas (Rohacell) geschliffen, das Zeug ist super, ich weis nur nicht wo man es herbekommt, ich habe halt einfach welches.

Das Urmodell wird mit Frischhaltefolie überzogen, Tesapack geht auch, und dann ein Negativ abgeformt. Als kleiner Tipp: das geht auch bei größeren aufbauten und wenn man nach dem abformen sowieso noch schleifen muß ist das die Methode um schnell ein Urmodell abzuformen. Man spart sich die ganze Zeit mit dem warten bis der Lack trocken ist und mit dem Nachspachteln sowie dem Polieren der Urform. Als Material für das Urmodell eignet sich auch hervorragend Styropor. Vorsicht nur bei der Verwendung von Polyesterharzen, da bleibt nichts vom Urmodell übrig, der Lösungsmittel wegen.

Fertig sind auch schon der Magnetschalter, mit Reedkontakten und Bistabilem Relais. Die Relaisplatine für die Pumpensteuerung ist auch schon soweit fertig zum Einbau, nur habe ich den die Servos noch nicht eingebaut. Erst wenn die drin sind kann es mit dem Rest weitergehen. Die Aufnahme im Wasser ist nur ein Test für das endgültige Gewicht, dabei waren nur der Motor und ein vierzelliger Akku mit einer ganzen menge Blei zum auswiegen an Bord, hat aber ganz gut hingehauen.

So, das war es jetzt bis hierher. Das Bootchen werde ich dann im Winter fertigstellen, wenn ich wieder nüchtern bin von meiner Meisterprüfung und ich nicht nachdienen muß, sprich durchgerasselt bin.

Fortsetzung folgt. Der Turm ist noch nicht raus, weil er noch nicht untergegangen ist.

Axel K.

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